Edel sei der Mensch,
     Hilfreich und gut!
     Denn das allein
     Unterscheidet ihn
     Von allen Wesen,
     Die wir kennen.

                 Goethe




© Barbara Graber Champagnertreff © Barbara Graber © Barbara Graber © Barbara Graber © Barbara Graber

Barbara Graber

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Zeichnerische "Beobachtungen" der Künstlerin Die Unerbittlichkeit des Stringtanga "Auch Spötter müssen sterben", heißt ein geflügeltes Wort. Manchen unter ihnen aber - so möchte man hinzufügen - sei ein besonders langes Leben gewünscht. Barbara Grabers Stift ist spitz. Mit Unerbittlichkeit rückt sie als Zeichnerin ihren fiktiven, von der Wirklichkeit inspirierten Modellen zu Leibe, lässt dabei den Stringtanga in die Hinternfalte eines Allerwertesten kneifen, der das fränkische Prädikat "wie halb Bamberg" verdient hat. Ein paar Schritte weiter begegnen sich zwei Körper im Schwimmbad, von kopfrubbelnden Handtüchern nur im Antlitz verdeckt, ansonsten nackt wie Eva und doch keinesfalls so paradiesisch schön. Irgendwo zwischen Wuchtbrummenhaftigkeit und athletischer Präsenz, zwischen Feistheit und Dreistheit bewegen sich die Akte der Nürnberger Künstlerin. Das heißt, reinrassige Akte im akademischen Sinne sind sie gar nicht, die Werke der studierten Kommunikations-Designerin, die eine begnadete Zeichnerin ist. Es sind Bilder von Nackten, von Gesellschaftslöwinnen und auch mal von einer Nonne. Barbara Grabers Kunst betritt nicht selten die Schwelle zur Karikatur, sie eröffnet den satirischen Röntgenblick. Sie hat aber immer wieder auch etwas von einem gut gelaunten Manifest lustvoller Befreiung und scheut es andererseits nicht, dem Leid und der Vergänglichkeit intim ins Auge zu blicken. Auf jeden Fall sind ihre "Beobachtungen", wie die Künstlerin ihre Bilder lakonisch nennt, reich an praller Menschlichkeit und Innerlichkeit, selbst wenn sie immer wieder die Äußerlichkeit geißeln, das Posieren, das hedonistische Gehabe der Menschen aufspießt, ihnen das Show-Kostüm vom Leib zaubert. Dann bleibt der pure Mensch, was von ihm übrig geblieben ist oder das, was ihn die Eitelkeit lehrte, übrig zu bleiben. Dies sind nicht nur armselige Trägergestelle gesellschaftlich verordneter Klischees und hohle Leitbilder wie die Barbiepuppe. Nein, das sind immer auch tragische Körperlichkeiten, wenn nicht sogar corpora delicti eines uneigentlichen Lebens und mithin Warnungen davor. Nur einmal verlässt Graber die Individualperspektive, inszeniert ein völkerschlachthaftes Gemälde am Kaufhaus-Wühltisch mit dem ironischen Titel "Schnäppchen oder das wahre Glück". Das wiederum kann auch ganz vereinzelt nicht minder fragwürdig sein: "Wissen sie auf Vernissagen gibt's immer so prickelnden Sekt", prangt die vermeintliche Kunstliebhaberin in gereifter Fleischlichkeit, aber mit dem Schmollmund eines Party-Girls vom Karton. Anderswo übt sich ein gleichfalls alles andere als lolitahafter Körper wie besessen in der "ewigen Kleinmädchenmasche", eine Art Madame Bizarr mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen. Doch Barbara Graber durchleuchtet nicht nur die weiblichen Rollen. Auch Männer wuchtet sie auf die "Leinwand", die bei ihr stets ummantelnd grau ist. Als lethargischer im Selbstmitleid brutzelnder Speckgürtel-Champ oder als ein kaum würdevoll auf Knien heimrutschender Faschingsprinz, der ganz offensichtlich tolle Tage hinter sich hat. Auch als überständiger Zorro zeichnet sie "Ihn". Man fühlt sich an große Namen erinnert, an Egon Schiele, was die Begegnung von Genie und Freizügigkeit betrifft. Man mag an manches von Otto Dix oder an Henri de Toulouse-Lautrec denken. Einen lustvollen Zug haben etliche Werke. Doch sind auch sie gleichfalls Berge und Täler entfernt von einer glattgebügelt artigen Ästhetik.Barbara Graber versteht sich zwar bestens auf den Umgang mit Kreide. Nie aber "frisst" sie dieselbe im figurativen Sinne. Genau das aber macht ihre Ansichten der Nacktheit - ob sie nun Momentaufnahmen des Triumphes, der Unzulänglichkeit oder der Verletzlichkeit sind - so faszinierend. Meist gerät die Ungeschminktheit auch zur Überzeichnung. Doch das entreißt das Sujet eben auch jenen mächtigen Abziehbildern, die die Werbeindustrie und bisweilen auch eine fromme Ästhetisiererei über den Menschen verbreitet. Das Genre Aktbild lässt sich nicht neu erfinden, doch Barbara Graber definiert es für sich frisch und spannend. Dabei ist ihr Personalstil ebenso wenig zu unterschätzen wie die Ganzheitlichkeit ihrer bildnerischen "Beobachtungen". Dies unterstreichen nicht zuletzt auch Zeichnungen, die die Künstlerin nach Eindrücken aus dem Pflegeheim schuf. Sie verkörpern Schmerzen und Demenz und erreichen in ihrer unpathetisch mitfühlenden Eindringlichkeit eine Wahrheit des Moments, der auch in der Kunst nicht selbstverständlich ist.